Hallo Frau Sandhorst, könnten Sie sich bitte in ein paar Sätzen kurz vorstellen:

Mein Name ist Carolin Sandhorst und ich arbeite seit 3 Jahren im Fachdienst Asyl & Migration des Caritas-Zentrums Dachau als Sozialarbeiterin. Derzeit arbeite ich mit im Projekt SamBa und in der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer*innen.

Frau C. Sandhorst am Arbeitsplatz (Quelle: Caritas-Zentrum Dachau)

Wo und wann haben Sie persönlich das erste Mal bewusst Demokratie erlebt?

Vermutlich bei der Wahl des Klassensprechers*der Klassensprecherin in der Schule.

Was motiviert Sie, sich für mehr demokratische Beteiligung einzusetzen?

Ich bin der Auffassung, dass jeder Mensch etwas zu einer Gesellschaft beitragen kann und dass alle Menschen, die in einem Land leben auch die Möglichkeit bekommen sollten,  politisch teilzunehmen. Ich denke, dass Menschen evtl. unterschätzen, was für ein teures Gut die Demokratie ist und nicht das Gefühl haben, etwas bewirken zu können. Deswegen würde ich jeden gerne ermutigen seine Standpunkte zu vertreten.

Was bedeutet für Sie Demokratie? Wie definieren Sie Demokratie?

Demokratie bedeutet für mich Gleichberechtigung im Sinne der teilhaberischen Möglichkeiten. Zudem bedeutet es für mich sich auf Kompromisse einigen zu können. Meinungen des*der Anderen zu akzeptieren und ernst zu nehmen. Demokratische Entscheidungen finden zugunsten einer ganzen Gesellschaft und nicht nur zum Wohl einzelner Personen statt.

Warum gibt es Ihre Organisation? Was sind Ihre Ziele? Was bewirkt Ihre Arbeit? Welchen Beitrag leisten Sie für die Demokratie?

Das Ziel ist, Menschen das System in Deutschland näher zu bringen. Ich hoffe, dass es den Menschen hilft, hier anzukommen und die Sicherheit gibt, um sich in Deutschland integrieren zu können. Den Beitrag, den ich in meiner Arbeit für die Demokratie leiste, ist, dass ich Menschen, die oftmals aufgrund ihrer Sprachkenntnisse Schwierigkeiten haben hier zurecht zu kommen, einen Überblick zu verschaffen. Zudem versuche ich ihnen in verschiedensten Situationen ihre Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, um ihnen die Möglichkeit zu bieten selbst bestimmt zu entscheiden.

Welche Aktionen und Veranstaltungen organisieren Sie für die Erfüllung Ihrer Ziele?

In der Migrationsberatung passiert dies durch Beratungsgespräche und Kontakt zu anderen Institutionen.
Im Projekt SamBa organisieren wir verschiedenste Projekte für die Öffentlichkeitsarbeit, um den Klient*innen eine Stimme zu geben.

Wie wird in Ihrer Wohltätigkeitsorganisation Demokratie intern gelebt? Wie ist Ihre Organisation demokratisch strukturiert?

Es gibt immer wieder Austauschmöglichkeiten mit Führungskräften - auch über den direkten Vorgesetzten. Es gibt eine Mitarbeiter*innenvertretung, die demokratisch gewählt wird. Auch in meinem Fachdienst werden meist Entscheidungen gemeinsam getroffen und das ganze Team vor der Umsetzung informiert, sowie Meinungen eingeholt und ernst genommen.

Was sind die Herausforderungen mit Beteiligung / Partizipation? Wo sind die Grenzen von Beteiligung / Partizipation?

In meinem Arbeitsfeld etwa bekommen Menschen, die zu kurz in Deutschland wohnen nicht die Möglichkeit, zu wählen. Dies gilt auch für Personen, deren Asylgrund anerkannt wurde. Sie bekommen also gar nicht erst die Möglichkeit mit zu entscheiden und sind darauf angewiesen, dass andere Personen sich für ihre Belange einsetzen und auch in ihrem Sinne wählen.

Wie begeistern Sie Menschen für demokratische Werte? Wie fördern Sie Partizipation?

Ich bin der Meinung, dass man als einzelne Person auch etwas bewirken kann. Sowohl die deutsche Vergangenheit als auch Programme von Parteien, wie der AFD zeigen, was dazu führen kann, wenn keine Demokratie mehr herrscht. Auch in der Arbeit, im Gespräch mit Menschen, die aus autokratischen Staaten kommen, wird immer wieder klar, welche Freiheiten man einbüßen muss, wenn man in solch einem politischen System lebt. Ich denke, sich dies immer wieder vor Augen zu halten, macht deutlich, wie wichtig der Erhalt der Demokratie ist. Darüber mit anderen Personen zu sprechen und Erfahrungen auszutauschen, halte ich hierbei für sehr wichtig.

Wenn es ein allgemeines Demokratisches Manifest geben würde, welche drei Punkte sollten unbedingt enthalten sein und was sollte auf keinem Fall drinstehen?

  • keine Bevorzugung von bestimmten Personengruppen
  • Trennung Legislative, Judikative, Exekutive
  • Vertreter*innen für politische Belange werden vom Volk gewählt

Zusammenfassend: Was ist Ihr Statement zur Demokratie und Partizipation?

Demokratie muss gefördert und verteidigt werden. In einer Demokratie zu leben, sollte nicht als selbstverständlich hingenommen werden.
Ich ermutige jeden sich für seine Interessen aktiv einzusetzen.